In der „Bhagavad Gita“, eine der zentralen Schriften des Yoga, erklärt Krishna, dass man das Yoga in seinem Leben aufgrund des Praktizierens in einem früheren Leben entdeckt: Man wird davon wie von einem Magnet – auch gegen den eigenen Willen – angezogen.
Die argentinischen Wurzeln
In meinem Fall war es das Yogastudio in der Nähe der Uni in meiner Heimatstadt Mendoza in Argentinien, wo ich Informatik studierte. Ich bin sehr oft am Heimweg an diesem Ort vorbeigegangen: „Instituto Pymander – Yoga y salud“ stand groß auf einem Schild davor. Eines Tages dachte ich mir, geh doch auch mal hinein und mach bei einer Stunde mit. Ich kannte es nur aus Erzählungen, ein paar meiner Cousinen (argentinische Großfamilie sind was Tolles!) hatten mir davon erzählt. Was ich mir aus den Erzählungen zusammengereimt hatte: Dass es beim Yoga um Dehnung und Bewegung geht, dass es einfach eine normale „Sportart“ sei.
In Yogastudio Pymander unterrichteten damals zwei Brüder, und sie waren wie Yin und Yang: Der eine Bruder sehr sanft, ruhig und meditativ, der andere Bruder sehr schwungvoll, dynamisch und schnell.
Ich begann zuerst mit dem sanften Stil. Die Praxis war sehr entspannend und meditativ, der perfekte Ausgleich nach einem anstrengenden Tag an der Universität. Ich fühlte mich sehr wohl, und es war ein Raum, wo ich sowohl Ruhe als auch gleichgesinnte, freundliche Menschen fand. Auf Empfehlung eines Teilnehmerpaars nahm ich dann auch bei einer dynamischen Session. Und auch diese Erfahrung war etwas Wunderschönes: Wir bewegten uns viel mehr, es war anstrengender… und zum Schluss dank Savasana war es auch eine herrliche Entspannung.
Diese Yogakurse besuchte ich für ca. ein Jahr. Für einigen Monaten wechselte ich meine Freizeit-Aktivität und nahm Unterricht bei einer Musicals-Schule; das Ende meines Studiums näherte sich mit großen Schritten, und März 2012 trat ich meine Reise nach Europa an. Die Familie meines Vaters stammt aus Ungarn, ein Teil davon lebte nun in Wien. Und genau dort bin ich gelandet.
Zurück zum Yoga in Österreich
Fünf ereignisreiche Jahre, privat wie beruflich, gingen ins Land. 2017 war Yoga dann wieder in meinem Leben präsent. Ich stieß zuerst als Teilnehmer zu einer Yogagruppe, die regelmäßig im Stadtpark praktizierte. Gleichzeitig begann ich in der Firma, in der ich als Programmierer arbeite, eine Yogagruppe für meine Kolleg*innen zu leiten. Ein Jahr später wechselte ich im Stadtpark die Seiten und stand nun als Yogalehrer auf der Matte.
Yoga war inzwischen für mich viel mehr als nur eine Sportart geworden: Yoga wurde zu meiner Lebensphilosophie, einer holistischen Herangehensweise an alle Aspekte meines Lebens. Das verdanke ich auch zu einem großen Teil meiner Psychotherapeutin, die über die Jahre mein „Spiritual Guide“ geworden ist.
Queer Yoga bei der Hosi Wien
Anfang 2019 wollte ich mich aktiv in die LGBTQIA* Community in Wien einbringen. So führte mich mein Weg zur Hosi Wien, wo ich mich ehrenamtlich als Yogalehrer anbot. So ist die Queer Yoga Gruppe entstanden. Ein sicherer Ort für queere Menschen, um Yoga zu machen. Ein Raum, wo Akzeptanz, Respekt und Offenheit herrschen, wo jeder sich frei entfalten kann, ohne Angst vor Beurteilungen oder schrägen Blicken. Diese Werte vermittle ich in jeder Session, die ich anbiete.
Auf nach Indien, ins Ashram!
Im September 2019 ging dann ein langgehegter Traum in Erfüllung. Ich machte mich auf die Reise nach Indien, zu den Wurzeln des Yoga. Drei Wochen verbrachte ich in Rishikesh, der indischen Yoga-Hauptstadt mit ihren vielen Ashrams, die auf eine lange Tradition zurückblicken. Ich nahm dort an einer Yoga-Ausbildung in traditionellem Hatha Yoga teil. Die Energie war außergewöhnlich, sehr tiefgründig und mystisch. Der meditative und spirituelle Zugang zum Yoga, den ich dort erleben durfte, war für lebensverändernd. Die Menschen, die dort zusammenkamen, waren ebenso mit dieser Energie im Einklang, die Atmosphäre war wunderschön, es entstanden sofort Freundschaften, die bis heute anhalten.
Wieder zurück in Wien wollte ich meine Yogastunden ausweiten. 2020 wäre die erste Queer Yoga Stunde auf der Vienna Pride geplant gewesen. Dann kam Corona und so fand die erste Session im Rahmen der Vienna Pride erst im Sommer 2021 statt. Das Angebot stieß auf großes Interesse in der queeren Community in Wien, so darf ich nun Queer Yoga Stunden jedes Jahr auf der Vienna Pride anbieten.
Anfang September 2021 durfte ich zum ersten Mal ein Yoga-Retreat in wunderschönen Krimml leiten. Es waren drei sehr erholsame, im Einklang mit der Natur verbrachte Tage, die mich darin bestärkt haben, mein Angebot in diese Richtung weiterzuführen.
Ein Punkt fehlte noch auf meiner Yoga-Reise: Der Entschluss, mein Yoga Tun und Wirken einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Ergebnis siehst du hier auf dieser Website, auf meinem Instagram Profil und meinem YouTube Kanal. Dafür habe ich Eva, einer sehr guten Freundin von mir, sehr zu bedanken! 😊🙏